Antifaschist_Innen haben am 9. November mit einem Gedenkspaziergang an die Reichspogromnacht 1938 erinnert, welche auf den Tag genau 80 Jahre zurück lag. Unzählige Synagogen wurden angezündet, hunterte Juden und Jüdinnen getötet oder deportiert. Auch in Schwerin gab es antisemitische Ausschreitungen. Die Privatwohnungen und das Kaufhaus der Familie Kychenthal am Markt wurden verwüstet, alle 16 männlichen Juden wurden als “Schutzhäftlinge” nach Neustrelitz gebracht. Die meisten von ihnen wurden nach Theresienstadt deportiert und starben dort.
Um an die schrecklichen Verbrechen der Deutschen zu erinnern, zogen die Antifaschist_Innen durch die Innenstadt und putzten die Stolpersteine, welche vor die letzten Wohnorten der Juden und Jüdinnen gelegt wurden. Antisemitismus ist weiterhin ein gesamtgesellschaftliches Problem, 4 von 10 Deutschen können sich ein autoritäres Regime vorstellen (Studie Uni Leipzig) und Rassisten schrecken nicht davor zurück, an diesem Tag ihre Aufmärsche zu veranstalten. All dies sind Gründe, weiterhin jeden Tag dafür zu kämpfen, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die Auschwitz erst möglich gemacht haben, zurück gedrängt werden. Eine aktive Erinnerungspolitik ist ein Teil dieses Kampfes.
Skandalöser Polizeieinsatz bei AfD Kundgebung
Auch die AfD in Schwerin führte an diesem Tag eine Kundgebung mit ca. 200 Personen auf dem Dreescher Markt durch. Das zivilgesellschaftliche Bündnis “Schwerin für Alle” organisierte einen Spaziergang, welcher am Kundgebungsort der AfD vorbei ging. Diesem Aufruf folgten ca. 90 Personen.
Einige Antifaschist_Innen wollten es sich nicht nehmen lassen, ihren Protest gegen die pietätlose AfD-Veranstaltung in Sichtweite zu äußern und zeigten ein Transparent mit der Aufschrift “Gegen jeden Antisemitismus”. Sofort wurden diese von Polizisten angegriffen und mit Schubsen und Schlägen zurückgedrängt. Der skandalöse Einsatz sorgte dafür, dass die AfD ihre rassistische und antisemitische Hetze ohne Widerspruch durchführen konnte. 80 Jahre, nachdem hier das jüdische Leben ausgelöscht wurde. Im Dezember soll die nächste Veranstaltung der Rassisten stattfinden. Auch hier wird breit aufgestellter Protest nötig sein, um den Menschenfeinden keine ruhige Minute zu geben.
In Gedenken an alle Ermordeten Juden und Jüdinnen in Schwerin und anderswo.